Die Sammelkladden – digitale Edition
Die Online-Edition ist in Vorbereitung und wird vollständige Digitalisate der fünf Kladden bereitstellen, sodass sich deren bildnerische Gestaltungsverfahren direkt visuell nachvollziehen lassen. Die meist collagierten Einbandseiten werden auf diese Weise ebenso sichtbar wie die räumlichen Textanordnungen der Hefte. Schwitters klebte etwa Briefe und Postkarten unterschiedlichsten Formats in teils zusammengefalteter Form an die abgeschnittenen Seiten eines alten Schulhefts oder befestigte thematisch verwandte Zeitungsausschnitte fächerartig übereinander, sodass diese zur Lektüre hochgeklappt werden müssen. Die hieraus resultierenden Konvolute sind folglich keine reinen Textarchive, sondern künstlerisch geformte Text-Bild-Kompositionen, die Aufschluss über das für Schwitters’ Kunst konstitutive Collageprinzip zu geben vermögen.
Die vielfältigen intertextuellen und intermedialen Bezüge, die sich aus Schwitters’ produktiver Rezeption der gegen ihn gerichteten Kritiken ergeben, können digital über eine Verlinkung zu Digitalisaten der jeweiligen Dokumente angezeigt werden. Der Künstler markierte des Öfteren Textstellen in den Kladden, die er später in die eigene Kunst überführte. So kehrt etwa die rot angestrichene Formulierung vom „Schwefelsäure-Klistier“, welches Schwitters im Gästebuch für die Merzausstellung angeraten wird, in abgewandelter Form in seinem Text Die weisslackierte schwarze Tüte wieder, den er in seiner Zeitschriftenreihe Merz veröffentlicht.
Das digitale Medium bietet schließlich ideale Möglichkeiten, um die sich in den Kladden manifestierenden personellen und institutionellen Netzwerke zu veranschaulichen. Angedacht ist eine grafische Modellierung solcher Beziehungsgeflechte, die in Gänze oder in ausgewählten Ausschnitten betrachtet werden können. Zu den einzelnen Knotenpunkten sollen zudem weitergehende Informationen abrufbar sein.